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Fundstücke & Dossiers

Dossiers

Einblicke in Bestände, historische Personen und Themen liefern unsere Dossiers.

Fundstücke

Hier werden Ihnen kurz besondere Funde von Archivalien aus unserem Bestand vorgestellt. Durch Klick auf die Bilder können Sie sich die beschriebenen Archivalien vergrößert ansehen.

RVR 131 - Weibliche Beschäftigte in Industriebetrieben im SVR-Gebiet

Die hier präsentierte Akte umfasst zum einen Listen der Industriebetriebe mit mehr als 30 oder 50 Beschäftigen in den jeweiligen Städten und Kreisen des Gebietes des Siedlungsverbandes Ruhrkohlebezirk (SVR). Neben den Listen wurden auf Karten der jeweiligen Städte bzw. Kreise auch die genauen Standorte der erfassten Industriebetriebe markiert. Die Daten wurden in den Jahren 1959 und 1960/1961 erhoben. Neben den Gesamtzahlen der Beschäftigen pro Betrieb können den Listen auch die Anteile der weiblichen Beschäftigen entnommen werden.
Bei dem in Bild 1 gezeigten Blatt handelt es sich um die erste Seite der Aufstellung für die kreisfreie Stadt Duisburg, welche insgesamt 152 Industriebetriebe in drei Branchengruppen umfasst. Auffällig ist hier zunächst die rein männliche Belegschaft der Zechen und Kokereien. Da es dort jedoch auch Mitarbeiterinnen in der Verwaltung, Kantinen und Wäschereien gab ist die Angabe wahrscheinlich unvollständig übermittelt worden. Überraschend erscheint der hohe Anteil weiblicher Beschäftigter im Kabelwerk Duisburg, der mit 819 von 1722 deutlich über dem damaligen Durschnitt im verarbeitenden Gewerbe liegt. Auf Bild 2 ist ein Ausschnitt der beiliegenden Karte abgebildet, welcher auch das Kabelwerk im Stadtteil Wanheimerort markiert.
Für einzelne Betriebe in und um Hattingen (Ruhr) liegen dazu noch detailliertere Angaben über die gegenwärtige und geplante Produktion, mögliche Erweiterungen, Anreisewege und Verkehrsmittel der Beschäftigten sowie Wohnungen und Probleme der Betriebe vor. Die Niederschrift über die Auskünfte zum Werk der Firma Orenstein-Koppel und Lübecker Maschinenbau AG in Hattingen enthält beispielsweise auch detaillierte Angaben zu Pendlern. Dort ist auch die 1960 erfolgte Ansiedlung eines Opel-Werks auf dem Gelände der Gelände der Zeche Dannenbaum in Bochum bereits am Rande Thema.
Diese Akte ist Teil einer umfangreichen und vielgestaltigen Menge statistischer Daten zur Struktur der Wirtschaft, der Bevölkerung und der Landschaft im Ruhrgebiet. Die teils von der eigenen Abteilung, teils von Dritten erhobenen Daten können für verschiedene Fragestellungen zur Region gerne herangezogen werden.


Demonstrationstransparent 1984

Das aktuelle Fundstück ist ein handbemaltes Demonstrationstransparent der IG Druck und Papier, Ortsverein Bochum, aus dem Jahre 1984. Es ist unter der Signatur 121003-18 im Archiv zu finden. Der Schriftzug auf dem Transparent gibt die Forderung nach Einführung einer 35-Stunden-Woche wieder und richtet sich u.a. an den Chef der deutschen Verlagsgruppe Beltz.

Nach Durchsetzung der Forderung einer 40-Stunden-Woche in den 1960er Jahren griffen die Gewerkschaften ab Mitte der 1970er das Thema der Arbeitszeitverkürzung wieder auf. Argumente waren u.a. die Begrenzung der steigenden Arbeitsbelastung und eine Sicherung der Arbeitsplätze nach den Rezessionen 1974/75.

Die darauffolgenden Arbeitskämpfe in der Metall- und Druckindustrie um die Einführung der 35-Stunden-Woche in den 1980er Jahren zählen zu den härtesten der bundesdeutschen Tarifgeschichte.
Die IG Druck und Papier trat nach dem Scheitern ihrer Tarifverhandlungen 1984 in einem über 13-wöchigem Streik für eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ein. 46.000 Beschäftigte, auch in Bochum, waren an den am 12. April beginnenden Arbeitskämpfen in der Druckindustrie beteiligt.

Nachdem ein weiterer Schlichtungsversuch durch Kurt Biedenkopf gescheitert war, einigten sich die Tarifparteien im Juli schließlich auf die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 38,5 Stunden und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten.
Weitere Demonstrationstransparente der Bochumer Streikbeteiligten sind in unserer Datenbank einsehbar.


RVR 1420

Das aktuelle Fundstück gehört zu einem Vorgang aus der zweiten Hälfte der 1960er Jahre. Der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) war damals unter anderem im Rahmen der Landschaftspflege mit Begrünungen von Grundstücken öffentlicher Bauträger beschäftigt. Zu diesem Zweck plante der SVR die Bodenmodellierung, stellte Pflanzengruppen zusammen und förderte die Pflanzung der ausgewählten Gehölze finanziell.

In der Akte RVR 1420 aus dem Bestand Regionalverband Ruhr findet sich der Vorgang der Begrünung einer Pumpstation des Lippeverbandes in Lünen-Lippolthausen sowie der Uferbeflanzung eines dortigen Baches. Der Vorgang besteht aus Schriftwechseln mit dem Lippeverband, Listen der zu pflanzenden Gehölze, Pläne, wie die Begrünung im Raum ausgeführt werden soll sowie aus internen Aktenvermerken zur Verwendung der Finanzmittel. Hier findet sich auch das abgelichtete Fundstück mit dem aufgeklebten Blatt der Roteiche (Quercus rubra) und dem Vermerk: "Rauchkrankes Quercus-rubra-Blatt vom Pumpwerk Lünen-Lippolthausen. Mit Ausnahmen von Vib.[urnum] lantana [Wolliger Schneeball] sehen alle Gehölze ähnlich aus."

In Lünen machten die Emissionen des Aluminiumwerks der Vereinigte Aluminium-Werke AG (VAW) den Pflanzen zu schaffen. 80 Prozent der am Pumpwerk gesetzten Pflanzen gingen wegen der Schadstoffe wieder ein. Mehrfach wurden Pflanzen in wechselnder Kombination nachgesetzt. Das vorgestellte Fundstück steht daher für ein Problem und einen Lösungsansatz, die seit den 1920er Jahren bestanden. Die starke Luftverschmutzung im Ruhrgebiet, vor allem durch schwefelhaltige Gase, führte zu einem Absterben der Vegetation. Statt aber die Ursachen zu bekämpfen, wurde lange Zeit hindurch versucht, die Vegetation an die Luftverschmutzung anzupassen. So unterhielt der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk zeitweise eigene Baumschulen, in denen versucht wurde, sogenannte "rauchharte Gehölze" zu züchten, die unter den Bedingungen der Industrielandschaft existieren konnten. Diese sollten dann bei Aufforstungsaktionen angepflanzt werden. Entsprechend änderte der SVR auch noch 1966/1967 die Pflanzungsempfehlungen und konnte dann, nach Neupflanzen entsprechender Arten, ein verbessertes Wachstum der Pflanzen feststellen.


RVR 2 – Protokolle des Arbeitskreis Stadtbahn aus dem Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR)

Die Protokolle der Sitzungen des Arbeitskreis Stadtbahn sind Zeugnis einer Phase intensiver Planungen zum Bau interkommunaler Stadtbahnverbindungen im Ruhrgebiet und am Mittelrhein. Die Tagesordnungen umfassen zum einen technische Aspekte, wie Signalordnungen, Regelungen der Stromzufuhr oder die Auswahl geeigneter Wagen. Unterschiedliche Systeme zu einer einheitlichen Bauplanung zusammen zu bringen stellt hier eine sichtbare Herausforderung dar. Teil der Akte ist auch ein Betriebskonzept der Stadtbahn Rhein-Ruhr. Es werden jedoch auch administrative Fragen der Finanzierung und sehr praktische Probleme, wie Vandalismus behandelt. In der Sitzung vom 7. Juni 1974 gibt ein Kollege der Stadt Duisburg einen Erfahrungsbericht zum Unterhaltungsaufwand infolge mutwilliger Beschädigungen ab. Ein Teil des Berichts ist hier in Bild 1 zu sehen.

Der Arbeitskreis wurde von der 1969 gegründeten Stadtbahngesellschaft Rhein-Ruhr mbH organisiert. Auf Drängen des Landes Nordrhein-Westfalen sollte der Ausbau der Stadtbahnlinien und die Verlegung innerstädtischer Verbindungen in Tunnel durch diese Gesellschaft vorangebracht werden. Der Kreis der Teilnehmer umfasste neben Vertretern der Träger-Kommunen sowie der beiden Landschaftsverbände, des zuständige Landesministerium und des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk. Die ursprünglich geplanten Verbindungen der Stadtbahn Rhein-Ruhr sahen ein rund 300 Kilometer umfassendes Netz vor, welches vornehmlich aus Verbindungen zwischen Norden und Süden bestand. Die Stadtbahn-Linie U35 von Bochum nach Herne ist ein Ergebnis dieser Planungen. Bild 2 zeigt ein Ausschnitt der Planung der Streckenführung in Herne. Ursprünglich sollte jedoch eine deutlich längere Strecke nach Recklinghausen im Norden und Witten im Süden umgesetzt werden.
Dass der Ausbau der Strecken und deren Inbetriebnahme alles andere als unproblematisch war offenbart unter anderem eine Stellungnahme zur Beschaffung geeigneter Wagentypen. Unter der Überschrift „Wagenpark für das Schnellbahnnetz im Ruhrgebiet“ vermerkt Karl-Viktor Daub vom SVR  am 25. Januar 1974 einen Konflikt mit der Deutschen Bahn und führt aus, dass die Attraktivität eines öffentlichen Schienennahverkehrs zentral von der Ersparnis an Fahrtzeit gegenüber dem Individualverkehr im PKW abhängt. Daher plädiert er entscheiden für den Einsatz von Fahrzeugen mit starker Beschleunigung.

Diese Akte ist Teil einer weiter gefassten Überlieferung zur Verkehrsplanung im Ruhrgebiet, welche im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs auch die S-Bahn-Planung umfasst. Hinzu tritt die Planung von Verbandsstraßen, die für heute noch bedeutende Verkehrswege Grundsteine legte. Ein Beispiel ist hier die Teilstrecke der Bundesautobahn 2 zwischen Oberhausen und Hamm.



Lupe
Rvr 2-bild 2
RVR 120905-6

Dieses Fundstück steht stellvertretend für eine ganze Zahl von Fundstücken im RVR-Bestand. Es handelt sich um einen Wirtschaftsplan der Stadt Wattenscheid, der 1936 angefertigt und 1941 überarbeitet festgestellt wurde. Ab 1923 wurden solcherlei Pläne, in denen sich die Planung zukünftiger Stadtentwicklung wiederspiegelt, für nahezu alle Städte des Ruhrgebiets erstellt. Einige davon lassen sich heute in unserem Archiv finden.

Wirtschaftspläne sind gewissermaßen die Vorgänger des heutigen Flächennutzungsplans, eines der bedeutendsten Planungsinstrumente heutiger Raumplanung. Sie ordnen den verschiedenen Flächen einer Stadt oder Region ihren erwünschten und verbindlichen Nutzen zu, an dem sich dann die kleinteiligeren Bebauungspläne (damals Fluchtlinienpläne) orientieren müssen. Die konkrete Idee der Wirtschaftspläne für das Ruhrgebiet stammte von Robert Schmidt (1869-1934), dem ersten Verbandsdirektor des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (SVR). Das Ruhrgebiet litt zu seiner Entstehungszeit und in den folgenden Jahrzehnten unter der ungeordneten Verstädterung der ehemals dörflichen Gemeinden. Durch die Gründung des SVR sollte den gleichartigen Problemen der Städte (Verkehrschaos, Hygienemängel, Naturraumverluste etc.) auf regionaler Ebene begegnet werden. Die Pläne sollten nicht nur die Flächenplanung der einzelnen Städte zukunftsorientiert durchdenken und ordnen, sondern auch eine Grundlage für die Gesamtplanung des Ruhrgebiets schaffen. So werden, anders als der Name „Wirtschaftsplan“ vielleicht vermuten lässt, neben Industrie und Landwirtschaft beispielsweise auch Siedlungs- und Erholungsflächen ausgewiesen.


Autobiographisches Manuskript von Vincentius Gozdzikowski

Der 1875 in Westpreußen geborene Bergmann Vinzent Gozdzikowski schrieb Ostern 1950 einen kurzen Bericht über sein Leben als Bergmann und Gewerkschaftsfunktionär im Ruhrgebiet nieder. Maßregelungen während des Kaiserreichs, der Erste Weltkrieg und die politische Verfolgung im Nationalsozialismus führten zu einem entbehrungsreichen und unsteten Leben.

Wir stellen das Manuskript zusammen mit einer transkribierten Fassung hier vor.

Das Manuskript selbst ist unter der Signatur LB1 im Archiv vorhanden.



Lupe
Zeitung Vinzent Gozdzikowski