Die vierbändige Handbuchreihe, in der ausgewiesene Experten die deutsche Bergbaugeschichte von den vor- und frühgeschichtlichen Anfängen bis zur Gegenwart in ihren jeweils politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhängen behandeln, gliedern sich wie folgt:
Christoph Bartels / Rainer Slotta (Hrsg.)
Der alteuropäische Bergbau
Von den Anfängen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
692 Seiten
Preis: 89,00 €
ISBN: 978-3-402-12901-2
Münster: Aschendorff Verlag 2012
Band 1:
Die Entwicklung des Bergbaus im alten Europa ist aus heutiger Perspektive erstaunlich einheitlich verlaufen. Als die Gewinnung mineralischer Rohstoffe für kultische Zwecke und bald danach auch im Rahmen wirtschaftlicher Austauschbeziehungen begann, existierte noch kein Begriff für Europa. Schon in der Bronzezeit überschritten der Handel mit bergbaulich gewonnenen Rohstoffen – und damit auch das Wissen um deren Gewinnung und Verarbeitung – die Grenzen Europas, Afrikas und Asiens. Der Bergbau stellte zudem für einen entfalteten Handel unentbehrliche Materialien bereit: Edelmetalle, aus denen man Münzgeld prägte. Bergbau erlangte so schon in der Antike große politische Bedeutung.
Nach den „dunklen Jahrhunderten“, die der Völkerwanderung folgten, entstand eine Bergbauwirtschaft, die zunehmend in den Dienst mittelalterlicher Herrschaft gestellt wurde. Die fortschreitende „Monetarisierung“ der Politik seit dem 12. Jahrhundert ließ die kleinen und großen mitteleuropäischen Territorien im Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser nach Möglichkeiten suchen, sich an den lukrativen Geschäften mit Produkten des Bergbaus zu beteiligen, um ihre Herrschaft zu stützen.
Die voranschreitende Ausbeutung der Mineralvorkommen machte frühzeitig eine komplizierte Technologie notwendig, um die Bodenschätze aus immer größeren Tiefen zu heben. An der Wende zur Neuzeit erforderten die dafür notwendigen erheblichen Investitionen ein Engagement der großen Kaufmannsvermögen im Bergbau. Zudem erschloss die Kolonialisierung neue Rohstoffquellen für Herrschaft und Handel in Europa. Mit der allmählichen Herausbildung moderner Staatlichkeit und neuer Wirtschaftsformen verband sich eine wachsende staatliche Kontrolle und Regulierung der Montansphäre. Zugleich neigte sich die jahrhundertelange Dominanz des Bergbaus auf Metall ihrem Ende entgegen, und eine neue bergbaugeschichtliche Epoche im Zeichen von Salzen, Erzen und Kohlen kündigte sich an.
Klaus Tenfelde und Toni Pierenkemper (Hgg.)
Motor der Industrialisierung
Deutsche Bergbaugeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert
ISBN: 978-3-402-12903-6
Münster: Aschendorff Verlag 2016
Band 3:
Der Steinkohlenbergbau entwickelte sich im Rahmen der Industrialisierung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Gleichklang mit den Fortschritten in der Eisen- und Stahlindustrie sowie des Eisenbahnsystems zu dem unbestrittenen Führungssektor innerhalb der deutschen Volkswirtschaft. Besonders das Ruhrgebiet erlebte als eigentlicher Spätstarter der industriellen Entwicklung bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs einen einzigartigen Aufschwung. Zum „Motor der Industrialisierung“ wurde es aber nur im Zusammenspiel mit anderen Steinkohlerevieren im Aachener Raum, in Oberschlesien und an der Saar, die ebenfalls eine rasante ökonomische Aufwärtsentwicklung erlebten.
Ältere Bergreviere und traditionsreichere Bergbauzweige, wie der Eisenerzbergbau in den deutschen Mittelgebirgen oder die Kupfer- und Zinkgewinnung, verloren demgegenüber deutlich an Bedeutung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich allerdings in Deutschland mit dem Kalibergbau und der Braunkohlenindustrie rasant weitere industriewirtschaftlich bedeutsame und zukunftsträchtige Zweige des Bergbaus.
Die Wirkungen des säkularen Aufschwungs des deutschen Bergbaus im langen 19. Jahrhundert blieben nicht auf den Bereich der Wirtschaft begrenzt. Bedeutende Konsequenzen ergaben sich durch seinen Aufstieg für die Gesellschaft und Politik des Gemeinwesens. Die wachsende Macht der Großunternehmen, Konzerne und Kartelle der Montanindustrie äußerte sich in ihrem zunehmenden Einfluss auf die Politik des Landes, aber auch in den Kommunen und Einzelstaaten. Zudem stellte sich angesichts der gesellschaftlichen Verhältnisse in den Montanrevieren, die nicht zuletzt von großen Zuwanderungsströmen und einer schnell wachsenden Bevölkerung geprägt waren, die soziale Frage in besonderer Weise.
Wolfhard Weber (Hrsg.)
Salze, Erze und Kohlen
Der Aufbruch in die Moderne im 18. und frühen 19. Jahrhundert
651 Seiten
Preis: 89,00 €
ISBN: 978-3-402-12902-9
Münster: Aschendorff Verlag 2015
Band 2:
Der Band behandelt die Geschichte des deutschen Bergbaus von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit dem Ende des Türkenkrieges im Habsburger Reich und des Siebenjährigen Krieges im untergehenden Heiligen Römischen Reich stieg für die Landesherren und Staaten in einer Welt, in der England, Frankreich und die Niederlande heftig um Rohstoffe und Kolonien konkurrierten, die Notwendigkeit zur Intensivierung ihrer Verwaltung und zur Durchsetzung von Reformen.
Im Edelmetallbergbau trafen dieser Reformwille und die aus England und Frankreich hereinströmenden Veränderungen auf eine bereits seit Anfang des 16. Jahrhunderts ausgebildete feste Organisation. Die Beiträge des Bandes untersuchen vor diesem Hintergrund, wie sich Beharrungskräfte und Reformwille auf die wirtschaftliche, soziale, rechtliche, technische und kulturelle Entwicklung des deutschen Bergbaus auswirkten.
Spätestens mit der Revolution von 1848 setzte schließlich eine Befreiung von der obrigkeitlichen Detailkontrolle im deutschen Bergbau ein, als französische Bergrechtsregelungen und ein englisches Verständnis von Unternehmertum Einfluss gewannen. Deutlich wurde dies in den Reformgesetzen für den Bergbau zwischen 1851 und 1868. Zudem schildert der Band den jeweiligen Anteil des Berg- und Hüttenwesens an den Anfängen der industriellen Entwicklung.
Dieter Ziegler (Hrsg.)
688 Seiten
Preis: 89,00 €
ISBN: 978-3-402-12904-3
Münster: Aschendorff Verlag 2013
Band 4:
Nachdem der Bergbau in Deutschland im 19. Jahrhundert einen ungeahnten Aufstieg durchlaufen hatte, lässt sich seine Entwicklung im 20. Jahrhundert nicht so eindeutig charakterisieren. Während bereits in den ersten Jahrzehnten der säkulare Niedergang des Steinkohlenbergbaus und des Erzbergbaus einsetzte, der nur durch die Autarkiepolitik des Dritten Reichs und der DDR sowie durch die Mangelsituation nach den Weltkriegen unterbrochen wurde, gelangten Kali- und Braunkohlenbergbau überhaupt erst im 20. Jahrhundert zu voller Blüte. Bei beiden Bergbauzweigen gehörte das wiedervereinigte Deutschland auch an der Wende zum 21. Jahrhundert zur Spitzengruppe der Produzenten auf dem Weltmarkt. Insgesamt waren am Ende des 20. Jahrhunderts aber deutlich weniger Menschen im Bergbau beschäftigt als vor dem Ersten Weltkrieg. Ursächlich dafür waren zum einen eine Steigerung von Rohstoffimporten zulasten der inländischen Förderung sowie die Substitutionskonkurrenz durch andere, überwiegend importierte Rohstoffe (wie Mineralöl und Erdgas). Zum anderen spielten aber auch Rationalisierungsfortschritte eine große Rolle, wodurch sich die Schichtleistung pro Bergmann trotz Arbeitszeitverkürzung vervielfachte. Zusammengenommen schufen Rohstoffimporte und Rationalisierung enorme soziale Probleme durch Arbeitsplatzverluste und fehlende Arbeitsplatzalternativen in den Revieren, deren sozialer Sprengstoff insbesondere im letzten Drittel des Jahrhunderts durch eine staatlich unterstützte Diversifizierungsstrategie des Strukturwandels zu entschärfen versucht wurde.